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CO2-Fußabdruck des Naturstein

[vc_row fullwidth=“true“ fullwidth_content=“false“][vc_column width=“1/6″][/vc_column][vc_column width=“2/3″][vc_column_text disable_pattern=“false“ css=“.vc_custom_1560249857636{margin-bottom: 0px !important;}“]Um das Thema Naturstein umfassend zu beleuchten, bräuchte es ein ganzes Buch.
Wir picken daher einige Facetten heraus. Immer wieder in der Diskussion ist ja das Thema regional versus international …

Ja. Doch hier gibt es keine einfache Antwort. Nicht jedes Gestein mit den gewünschten Eigenschaften und Farben ist auf dem deutschen oder europäischen Markt zu bekommen. Und auch bei importiertem Material gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Sie können im Ausland gewonnen und verarbeitet sein, oder aber es werden Rohblöcke importiert, die hier vor Ort verarbeitet werden. Sie sehen, man muss den Einzelfall genau betrachten.

Wie ist denn die Verteilung von regionaler und importierter Ware?

In Deutschland gibt es aktuell noch etwa 200 aktive Steinbrüche, die jedes Jahr etwa 750 000 Tonnen Rohmaterial für die Werksteinproduktion gewinnen. Abgebaut werden: Sandstein, Kalkstein, Dolomit, Basalt, Diabas, Grauwacke, Granit und auch Marmor. Die Weiterverarbeitung der Rohmaterialien erfolgt meist durch mittelständige Natursteinbetriebe in der Nähe des Steinbruchs, aus dem die Steine stammen Eine deutlich größere Menge wird jedoch als fertig bearbeitetes Produkt importiert.

Kritisiert wird ja beim Import unter anderem die Sozialstandards in den Abbauländern.

Ja, wobei man ganz klar sagen muss, dass dies nur in Einzelfallprüfungen zu klären ist. Transparenter macht das Ganze der Aspekt der Nachhaltigkeit. Hier punktet der Naturstein ohnehin ganz klar zum Beispiel gegenüber Beton. Für die Produktion des Gesteins wird kein CO2 freigesetzt. Das Gestein ist bereits vorhanden und muss nicht erst klimaschädlich produziert werden. Lediglich die zur Extraktion und Endbearbeitung notwendige Energie schlägt hier zu buche.

Und der Transport …

Genau. Wenn wir davon ausgehen, dass der Energieverbrauch für Abbau und Verarbeitung bei jedem Vorkommen ähnlich ausfällt, bleibt der Transport, um Unterschiede aufzuspüren. Beleuchten wir diesen einmal. Wir nehmen nicht den günstigsten Fall, ein Projekt in unmittelbarer Nähe zum Steinbruch, sondern eine Baustelle in Hamburg mit 250 Tonnen Materialbedarf. Stellen wir hier einen Granit aus chinesischer Produktion einem bayrischen Material gegenüber. In China hat das Gestein einen Inlandstransportweg von 500 Kilometern bis zum Seehafen, dann folgen 11 000 nautische Meilen Seeweg und in Hamburg haben wir günstige 25 Kilometer Lastwagen-Transport bis zur Baustelle. Dennoch: Auf diesem Weg von China bis Hamburg werden 90 000 Kilo CO2 verursacht. Vom bayrischen Wald haben wir 840 Kilometer LKW-Transportweg, der etwa 15 000 Kilo CO2 hervorruft. Das gibt einen klaren Punkt für heimisches Material.

Gibt es sonst noch Aspekte?

Neben der Sicherung heimischer Arbeitsplätze und Kaufkraft sollten wir auch die ortstypische Gestaltung im Auge behalten. Eine flexible Produktion, kurze Reaktionszeiten bei Überraschungen auf der Baustelle und eine einfache Qualitätskontrolle sind weitere Pluspunkte heimischer Gesteine. Bei vergleichbaren Materialien spricht sehr viel dafür, ein regionales Gestein zu verwenden! Ein auf den ersten Blick billiger Preis sollte nicht das alleinige Wertungskriterium sein.

Entscheidend für die Wahl sind ja auch die physischen Eigenschaften der Steine.
Da gibt es ja erstaunliche Unterschiede, auch innerhalb einer Sorte.

Der Name zeigt es schon: Naturstein – natürlich entstandene geologische Körper, die aus einer Vielzahl unterschiedlicher Mineralien bestehen können. Jedes Vorkommen ist einzigartig. Denn jedes blickt auf eine andere Entstehungsgeschichte zurück und weist daher eine ganz spezifische mineralogische Zusammensetzung auf. Die ganz individuelle Geschichte jedes Gesteins während seiner oft schon vielen Millionen Jahre dauernden Zeit auf unserer Erde macht es so einzigartig. Daher verfügen alle Gesteinsvorkommen über unterschiedliche physikalische und chemische Eigenschaften. Über diese Bandbreite innerhalb einer Gesteinsfamilie je nach Entstehung sollte man sich gut informieren, um keine Überraschungen zu erleben.

Auf was sollte man ganz Besonders achten bei der Auswahl?

Neben den technischen Aspekten, die zuerst geklärt sein sollten, höre ich oft in den Beratungsgesprächen, dass die Farb- oder Strukturunterschiede zu groß sind und Farbselektionen gewünscht werden. Aber: Für die Unterschiede gibt es einen Grund: Die Natur. Akzeptieren Sie den Stein in seiner Vielfalt der Farben, Strukturen und Adern. Lassen Sie Ihre Flächen leben. Entscheiden Sie sich für ein Gestein, nicht für eine Farbnuance. Überhaupt: Nicht jedes Material eignet sich für jedes Projekt. Hier empfehle ich jedem, ein Gespräch mit einem Fachmann.

Was war das Faszinierendste, das Sie auf Ihren Reisen durch die Steinbrüche rundum den Globus entdeckt haben?

Das sind die Menschen, die hinter den Steinen stehen. Die mit Ihrer Leidenschaft, oft unter schwierigen Bedingungen den Stein bergen und verarbeiten. Über die vielen Jahre und Reisen, hat sich so eine Vielzahl von Freundschaften rund um den Globus ergeben.
Und oft fügt ein neues Projekt diesem Mosaik einen weiteren Stein hinzu.

Das Interview führte Frau Gesa Loschwitz-Himmel für GARTEN + LANDSCHAFT.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/6″][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][mk_padding_divider size=“50″][mk_blog style=“spotlight“][/vc_column][/vc_row]